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Bedürfnisse

Ich denke in letzter Zeit sehr viel über Bedürfnisse nach. Nicht nur meine eigenen, auch wenn die durchaus Teil davon sind. Darüber hinaus aber, durch akute Situationen getriggert, auch im mehr allgemeinen Sinn.

Für mich persönlich war es ein sehr langer Weg, an den Punkt zu kommen, an dem ich heute bin. Es war schwierig und aufwändig, mir meine Bedürfnisse einzugestehen und sie dann auch nach Außen zu verteidigen. Ich habe aber gelernt, dass es wichtig und sinnvoll ist. Und dass es mir damit deutlich besser geht - und nicht nur mir, sondern auch den Menschen, denen ich wichtig bin.
Glück kommt am Ende auch davon, dass man für sich sorgt, und das geht nur, wenn man für seine Bedürfnisse eintritt - was voraussetzt, sie sich einzugestehen. Schwierige Lektion, funktioniert immer noch nicht dauerhaft. Aber es wird.

Jedenfalls:
Mir kommt momentan wieder öfter unter, dass Menschen (wie ich das auch sehr lange getan habe, und was immer noch mein Standard-Rückfallmuster ist) sich selbst stark zurück nehmen, aus Rücksicht auf einen anderen, oder aus Angst, diesen zu verlieren. Oder eine Mischung daraus.
Und es tut mir in der Seele weh. Weil ich weiß, wie das ist. Und weil ich mittlerweile gelernt habe, dass das in der Regel nicht dazu führt, dass die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden. Oder dass man glücklich ist. Weil es so oft damit endet, dass man sich selbst langsam aber sicher, Stück für Stück, komplett aufgibt - für einen anderen Menschen. Der das oftmals nicht in diesem Ausmaße oder sogar gar nicht zu schätzen weiß, weil er es entweder gar nicht wahrnimmt, oder nicht vollkommen versteht. Je nachdem, ob man da offen drüber spricht oder nicht. Und wie weit er das aus seiner Perspektive überhaupt nachvollziehen kann.
Ich meine, ja, Kompromisse sind gut und wichtig. Aber auch diese sollten Grenzen haben. Und es ist nie sinnvoll, Kompromisse einzugehen, die man nicht halten will, hinter denen man nicht wirklich stehen kann. Nicht nur um des anderen Menschen willen. Wenn ich Dinge will, und sie mir wichtig sind, dann sollte ich sie auch verteidigen. Ich sollte dafür einstehen, und sie einfordern. Bzw. offen darüber sprechen, und schauen, ob es Kompromisse gibt, die mich nicht kompromittieren. Konsens finden. Etwas, womit ich mich wohl fühle, womit es mir gut geht.
Ich muss lernen, mir einzugestehen, wann Dinge keinen Sinn mehr machen. Ich muss lernen, Prioritäten zu setzen, und zwar so, dass sie für mich gut sind. Ich muss mir bewusst werden, was für mich wichtig(er) ist, und entsprechend handeln. Nicht immer kann ich alles haben, was ich will. Alles hat seinen Preis. Aber niemals ist es richtig, sich selbst für etwas anderes aufzugeben. Eigene Einstellungen. Werte. Grenzen.

Natürlich sollte ich niemanden mutwillig verletzen. Oder seine Schmerzen in Kauf nehmen. Aber in erster Linie bin ich für mich verantwortlich. Ich muss sehen, dass es mir gut geht. Und das bedeutet eben, dass ich das tue, was für mich richtig ist - dass ich für mich, meine Einstellungen und Überzeugungen, meine Werte und meine Grenzen einstehe und da hart bleibe. Dass ich mir eingestehe, dass manche Menschen nicht zu mir passen, anstatt mich selbst zu kompromittieren. Am Ende macht es mich glücklicher, Menschen gehen zu lassen, mit denen ich nicht ich sein kann, ohne ihnen beständig Schmerzen zuzufügen, oder mich selbst aufzugeben, als an ihnen festzuhalten.

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