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More Than Two: Fragen -- Kapitel 5: Nurturing Your Relationships

1. Why do I have relationships with other people?
-- Warum habe ich Beziehungen mit anderen Menschen?
Weil sie mein Leben bereichern. Weil sie mir neue Seiten von mir zeigen, und mir dabei helfen, zu wachsen. Weil sie zu meinem Glück beitragen. Weil es sich für uns richtig anfühlt, und wir das gern miteinander teilen wollen.

2. What needs do I have from my partners, in terms of time, emotional availability, commitment, communication and intimacy?
-- Welche notwendigen Bedürfnisse habe ich, die von meinen Partnern erfüllt werden müssen, was Zeit, emotionale Verfügbarkeit, Verbindlichkeit, Kommunikation und Intimität angeht?
Das kann ich nicht pauschal beantworten, weil das stark von der Art der Beziehung abhängt, und davon, was wir wirklich miteinander teilen wollen. Davon, was sich richtig anfühlt, wie nah wir uns sind, etc.
Commitment ist mir sehr wichtig. Immer. Siehe 3.
Kommunikation ist enorm wichtig. Eine Beziehung kann nicht leben, wenn es keine Kommunikation gibt. Sie muss ehrlich und offen sein. Klar. Beinhalten, wo man gerade zueinander steht. Es muss gar nicht ständig sein, je nach Beziehung muss das auch nicht kontinuierlich sein. Je näher ich einem Menschen bin, desto mehr Kommunikation ist für mich wichtig - teilzuhaben, teilhaben zu lassen. Kleine Momente von "ich denke an dich, du bist mir wichtig". Auch hier gilt: nicht ständig, es muss sich richtig anfühlen. Aber es wird wichtiger, je mehr Nähe und Intimität da ist.
Alles andere ist sehr stark davon abhängig, was sich richtig anfühlt und passt. Wie weit wir uns aufeinander einlassen wollen. Was wir teilen wollen. Darüber muss dann gesprochen werden.

3. What does commitment mean to me, and why?
-- Was bedeutet Verbindlichkeit für mich, und warum?
Commitment.
Für mich bedeutet das, zu wissen, woran ich bin. Zu kommunizieren, woran mein Gegenüber bei mir ist. Es bedeutet, ehrlich zu sein. Offen. Über die Dinge zu sprechen, die wichtig sind. Über die Dinge zu sprechen, die mich bewegen. Auch wenn mir das nicht immer leicht fällt, es doch immer wieder zu versuchen.
Es bedeutet für mich, nach Wegen zu suchen, Konsens zu schaffen. Eine gemeinsame Ebene zu finden. Nicht einfach hinzuwerfen, weil es gerade nicht so einfach ist. Aber sich auch einzugestehen, wenn es nicht gut ist, daran festzuhalten.
Es bedeutet, für mich und meine Bedürfnisse einzustehen, aber auch mein Gegenüber und seine Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Veränderungen zuzulassen und anzunehmen, und Wege zu finden, damit umzugehen. Sich darauf einzulassen, und zu sehen, ob es weiterhin passt oder nicht. Sich einzugestehen, wenn es nicht (mehr) passt und entsprechend zu handeln.
Mich für vulnerability zu entscheiden. Auch wenn es noch so schwer fällt.

4. When I think about the future, what does it look like? Is there room for change and growth?
-- Wenn ich an die Zukunft denke, wie sieht sie aus? Gibt es Raum für Veränderung und Wachstum?
Viele Menschen, die sich lieben. Nicht jeder jeden anderen, aber viel Liebe zwischen ihnen. Eine Familie, manche Menschen mehr und manche weniger involviert. Nähe. Intimität. Glück und Freude.
Ich habe kein klares Bild von der Zukunft. Ich weiß, dass es nicht alles nur leuchtend und bunt sein wird. Also ja, es gibt Raum für Veränderung und Wachstum. Mein ganzes Leben ist Veränderung und Wachstum, nichts ist fest. Aber es ist glücklich.

5. How  much do I value personal autonomy, transparency, cohabitation, having and raising children, shared finances, community, tradition, the opinion of my friends and family, adhering to social norms?
-- Wie sehr schätze ich persönliche Autonomie, Transparenz, Zusammen Wohnen, Kinder bekommen und aufziehen, gemeinsame Finanzen, Gemeinschaft, Tradition, die Meinungen von Freunden und Familie, das Festhalten an sozialen Normen?
Autonomie ist mir wichtig. Sehr. Ich habe mein eigenes Leben, jeder andere Mensch hat sein Leben. Das bedeutet nicht, dass man keine Rücksicht aufeinander nimmt, oder sich nicht aufeinander einstellt. Es bedeutet aber, dass meine Entscheidungen meine sind, und die Entscheidungen der anderen ihre eigenen. Auch wenn man die anderen berücksichtigt.
Transparenz ist unheimlich wichtig, weil consent sonst nicht möglich ist. Weil Nähe und Intimität schwierig werden ohne Transparenz. Und Verstehen auch. Sie hat dennoch ihre Grenzen - Autonomie geht vor, und Privatsphäre auch. Da muss dann ein passendes Level gefunden werden, und das ist etwas, das ausgehandelt werden muss - zwischen den Beteiligten.
Zusammen Wohnen ist.. mir nicht wichtig. Ich kann mir, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen, ohne weiteres mit jemandem zusammen zu wohnen. Ja, es gibt Konstellationen, in denen ich das schön fände - aber die beinhalten immer, dass ich meine eigene Wohnung habe, die angeschlossen ist an andere. Dass jeder seinen Platz hat und keinen Raum teilen muss, aber kann. Ich brauche meinen Raum für mich, und will den nicht mehr aufgeben. Ich will mich zurückziehen können, meine Ruhe haben, niemandem über den Weg laufen müssen, wenn ich nicht will. Ich will mit heim nehmen können, wen auch immer ich will, wann auch immer ich will. Aber ich fände schön, dennoch angebunden zu sein und einfach entscheiden zu können, ohne quer durch die Stadt fahren zu müssen, oder gar weiter.
Kinder will ich nicht. Ich will keine bekommen. Ich kann mir nur bedingt vorstellen, daran beteiligt zu sein, welche aufzuziehen. Ich tue mich schwer mit dauerhaften, unveränderlichen Verantwortlichkeiten, und Kinder bringen das ganz einfach mit sich. Beziehungen zu Kindern kann man nicht anpassen, wie es sich gerade richtig anfühlt, was es für mich schwer macht. Einfach, weil da schnell das Gefühl aufkommt, gefangen zu sein - und mein Verantwortungsgefühl ist einfach unheimlich groß. Ich weiß nicht, ob ich gut damit umgehen könnte. Ich will keine eigenen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich beteiligt sein kann oder will.
Ich denke, gemeinsame Finanzen sind für mich schwierig. Ich war lange abhängig von anderen. In den allermeisten Fällen würde ich davon mehr profitieren als die anderen Menschen. Damit fühle ich mich unwohl - ich mag für mich selbst zu sorgen, und ich schätze Autonomie. Abgesehen von schlechten Erfahrungen mit gemeinsamen Finanzen, schränkt ein gemeinsamer Pott die Autonomie auch ein, weil besprochen werden muss, ob das nun okay ist oder nicht. Unterschiedliche Vorstellungen. Geld ist schwierig. Ich würde bevorzugen, dann wenn für bestimmte Dinge einen gemeinsamen Pott zu machen, anstatt einen großen, immer.
Mir fällt momentan zunehmend häufiger auf, dass community mir wichtiger wird. Ich habe das nie wirklich gehabt, mich nie wirklich zugehörig gefühlt - und es auch nicht gebraucht. Aber jetzt, wo ich einen Platz gefunden habe, wird mir das auch wichtig. Ich fühle mich wohl in der poly community meiner Stadt, übernehme nun gern mehr Verantwortung dafür. Und merke, wie es mir an's Herz wächst - nicht nur meine eigenen Erfahrungen, sondern auch die safe spaces für andere. Sichtbarkeit. Es ist mir aber nicht so wichtig, dass ich mich dafür verstellen würde - es ist mir, im Gegenteil, wichtig, dass man sein kann, wie man ist und dennoch bzw. besser: gerade dafür willkommen geheißen wird. Dass es eben passt.
In meinen Augen ist Tradition nicht hilfreich. Jedenfalls kein unhinterfragtes Daran Festhalten. Tradition kann Halt geben, ein gewisses Maß an Sicherheit - sie kann aber auch einschränken und unglücklich machen. Menschen davon abhalten, sie selbst zu sein. Nur, weil etwas schon immer so gewesen ist, heißt das nicht, dass es gut ist - und man sollte sehen, dass man an Dingen festhält, die für einen selbst gut sind.
Was die Meinungen von Freunden und Familie angeht, ist das etwas schwierig. Sie sind mir wichtig. Die von meiner biologischen Familie deutlich weniger als die meiner Wahlfamilie. Aber das liegt auch daran, dass meine biologische Familie und ich nicht besonders gut zusammen passen, unterschiedliche Weltbilder und Werte haben. Das funktioniert halt nicht besonders gut. Meine Wahlfamilie dagegen, meine Freunde, stehen mir nah. Sie kennen mich, sie passen zu mir. Ihre Meinungen sind mir wichtig, weil diese Menschen Teil meines Lebens sind. Dennoch bleibt Autonomie - es sind meine Entscheidungen, es ist mein Leben. Ich berücksichtige ihre Meinungen, aber ich entscheide selbst, wie ich damit umgehen will. Und bei Menschen, die dir wirklich nah sind, ist das auch kein Problem, denn sie schätzen dich für den, der du bist und nicht als Marionette ihrer Ansichten.
Ich habe das Festhalten an sozialen Normen schon immer für etwas seltsam gehalten, wenn es denn dazu geführt hat, dass Menschen leiden, ohne dass es wirklich einen Grund gibt. Ich muss mich nicht anpassen, und in den Augen von allen irgendwie "gut" sein. Ich will ich sein. Und das bedingungslos, ohne Reue, ohne Schuldgefühle. Sicherlich hat das bestimmte Grenzen, aber solange ich niemandem schade, ist das alles meine Sache, meine Entscheidung und gut so. Warum sollte ich konform gehen, wenn es mich nicht glücklich macht? Seinen eigenen Weg zu gehen und die Dinge zu tun, die für einen selbst gut sind, unabhängig von anderen, führt zu einem glücklichen Leben. Und dazu, Menschen zu begegnen, die zu einem selbst passen und entsprechend dann auch zu wirklicher Nähe. Alles andere macht keinen Sinn.

6. What values are the most important to me in myself and in others?
-- Welche Werte sind am wichtigsten für mich, sowohl für mich selbst als auch für andere?
Ehrlichkeit. Offenheit. (Selbst-)Verantwortung. Rücksicht. Autonomie. Liebe. Compassion. Verständnis. Für sich selbst sorgen. Personal growth. Annahme von Veränderungen. Commitment. Selbstreflektion. Vulnerability. Mindfulness. Wertschätzung. Integrität.

7. Are the choices I make in alignment with these values?
-- Sind die Entscheidungen, die ich treffe, in Einklang mit diesen Werten?
Zum Teil. Manches ist leichter umzusetzen als anderes. Manches funktioniert in bestimmten Situationen besser als anderes. Manches lerne ich noch. Manchmal kann ich nicht alle davon in Einklang bringen. Manchmal bin ich von Situationen überfordert, oder aus anderen Gründen weniger dazu in der Lage, sinnvoll Entscheidungen zu treffen. Aber ich versuche es. Und es wird besser.

8. Who are my mirrors? Whom do I rely on to call me on my mistakes?
-- Wer sind meine Spiegel? Auf wen verlasse ich mich, mich auf meine Fehler hinzuweisen?
Die Menschen, die mir nahe sind. Manche mehr als andere, je nach Dynamik und nach Art des Menschen. Nicht jeder ist gleich gut dazu geeignet, zu spiegeln. Aber ich verlasse mich darauf, dass Menschen in meinem nahen Umfeld mir sagen, was sie denken. Gerade, wenn sie glauben, dass ich Fehler mache.

9. How do I respond to criticism from people close to me?
-- Wie reagiere ich auf Kritik von Menschen, die mir nah stehen?
Das kommt zum einen darauf an, wie sie diese Kritik rüberbringen. Zum anderen darauf, wie sie das in der Vergangenheit getan haben. Und auch darauf, für was sie mich gerade kritisieren.
Grundsätzlich nehme ich Kritik aber an, schaue mir das genauer an und reflektiere darüber, um zu entscheiden, wie ich damit umgehen will. Von Menschen, die mir nahe stehen noch deutlich mehr als von anderen. Manchmal nehme ich sie mir noch zu sehr zu Herzen.

10. How do I evaluate my choices when the effects of my actions are impossible to predict?
-- Wie beurteile ich meine Entscheidungen, wenn es unmöglich ist, die Auswirkungen meiner Handlungen vorauszusagen?
Nach dem, was für mich richtig ist. Ich bemühe mich, alles zu berücksichtigen, aber das ist einfach unmöglich. Am Ende muss ich aber mit meinen Entscheidungen leben. Ich muss mein Leben leben, und damit glücklich sein. Es muss mir gut gehen, und ich bin in erster Linie für mich verantwortlich. Das bedeutet, ich sehe, dass es mir am Ende möglichst damit gut geht. Dass ich hinter meiner Entscheidung stehen kann. Und mir sagen, dass es das richtige war. Das bedeutet auch, nicht einfach zu machen, was ich gerade will, sondern möglichst wenig Schaden anzurichten bzw. möglichst viel Glück/Freude zu ermöglichen.

11. What do I expect of other, and why?
-- Was erwarte ich von anderen, und warum?
Ich hasse Erwartungen. Ich bemühe mich sehr, keine Erwartungen zu haben. Ich habe Dinge, die ich brauche, um Menschen an mich heranzulassen. Aber ich erwarte nicht, dass diese erfüllt werden. Es ist nichts, das gegeben ist, oder natürlich. Oder selbstverständlich. Menschen sind einfach nicht so, jeder ist anders. Nicht jeder Mensch, in den ich mich verlieben kann, den ich lieben kann, ist auch ein Mensch, der mir gut tut, wenn er mir nah ist. Und das ist auch okay.
Ich habe keine Erwartungen, bzw. bemühe mich, keine zu haben, weil sie mir zu viel davon nehmen, die kleinen Dinge schätzen zu können. Zu viel Druck aufbauen. Zu wenig Raum lassen, Mensch zu sein. Aber ich habe Dinge, die gegeben sein müssen, damit ich Beziehungen eingehe - und wenn das nicht der Fall ist, nehme ich Abstand von dem Menschen, aber ich lasse ihn sein, wie er ist und mache ihn nicht dafür verantwortlich, dass es nicht passt. Weil es nicht seine Schuld ist, es passt eben einfach nicht.

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