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Risiko

Sich auf Menschen einzulassen, egal in welcher Form, birgt Risiken.
Immer.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er gewillt ist, diese Risiken einzugehen. Und eben, wie weit. Am Ende müssen wir uns da für jeden Menschen neu entscheiden, auch wenn man eine allgemeine Entscheidung treffen kann.
Ich habe mich letztes Jahr dazu entschieden, dass ich endlich Menschen an mich heranlassen will. Dass ich gern darauf vertrauen will, dass es Menschen sind, die es wert sind, mich so verletzlich zu machen. Das bedeutet nicht, dass ich jemals davon ausgegangen wäre, es würde keine Schmerzen geben. Oder dass alles leicht wäre. Ich habe einfach beschlossen, dass das Risiko, das ich eingehe - Risiko auf Schmerzen, Verlassen Werden, Ablehnung, was auch immer - nicht so groß ist, dass ich mich der Nähe, Intimität und Liebe verschließen will, die ich dafür bekommen kann.
Das war eine grundsätzliche Entscheidung.

Es bleibt die Entscheidung, für welche Menschen ich mich wirklich öffnen will.
Und meine jetzigen Erfahrungen zeigen, dass ich mich vielleicht zu leicht und zu schnell auf Menschen eingelassen habe, die .. viel Schmerz in mein Leben bringen. Es sind dennoch wundervolle Menschen, und ich bereue nicht, mich eingelassen zu haben, grundsätzlich. Aber ich frage mich, ob ich nicht wieder mehr Vorsicht walten lassen sollte. Weniger Risiko eingehen. Vor allem, wenn ich doch sehen kann, dass ein Mensch ein größeres Risiko mit sich bringt als andere. Auch wenn er noch so toll sein mag.
Bereue ich, mich auf diese Menschen eingelassen zu haben? Das weiß ich (noch) nicht. Ich habe wundervolle Erfahrungen gemacht, und möchte sie nicht missen. Aber ich hab auch viel Schmerz erfahren dabei.

Am Ende trifft ein jeder seine Risikoeinschätzung für sich. Risiko ist für Menschen unheimlich schwer einzuschätzen, wir sind einfach nicht besonders gut darin. Bei unheimlich geringen Wahrscheinlichkeiten eines Risikos haben wir panische Angst, gleichzeitig sind hohe Risikoaktivitäten teilweise so verankert in unserem Alltag, so normal, dass wir gar keinen Gedanken daran verschwenden. Aber so sind wir Menschen eben.
Was wir tun können, ist, uns darüber Gedanken machen, was für Risiken wir eigentlich eingehen.
Wenn wir uns auf Menschen einlassen, dann ist das in erster Linie einmal all diese emotionalen Dinge. Verletzbarkeit. Am Ende lässt es sich vielleicht doch einfach so zusammenfassen.
Dazu kommt das Risiko von Unehrlichkeit. Flatterhaftigkeit. "unpassend". Tausend andere Dinge.
Und wenn es in irgendeiner Form körperlich wird, dann eben das Risiko von Infektionen. STDs. Je mehr Menschen involviert sind, desto höher wird das Risiko. Gleichzeitig sinkt es auch wieder, je bewusster man sich darüber ist und je klarer man da für sich Grenzen zieht und entscheidet, wie man mit dem Risiko umgehen will.
Es birgt aber auch das Risiko, anderen Menschen Schmerzen zu bereiten. Auch damit muss man umgehen können, sich entscheiden, dass es das wert ist. Nicht absichtlich! Aber es bleibt nicht aus, nicht immer kann man alles richtig machen. Nicht immer geht es ohne Schmerzen. Und Wachstum braucht eben auch ein wenig Unwohlsein - und häufig sind das eben Schmerzen.

Riskioeinschätzungen verschieben sich mit der Zeit. Erfahrungen und neue Informationen führen dazu, dass sich unsere Einschätzungen ändern. Und das ist gut so.
Es ist nur sinnvoll, das einmal wirklich durchzudenken und diese Änderungen nicht beständig zu haben. Zum einen kann das sehr viel Schmerz verursachen bei jenen, die sich auf einen eingelassen haben. Zum anderen führt eine gewisse Stabilität auch dazu, dass Risikoeinschätzungen leichter und zuverlässiger sind - was zum einen für einen selbst hilfreich ist, weil weniger Zweifel, Irritationen und Unsicherheiten entstehen, weil weniger neues passiert, und zum anderen eben, weil Menschen klarer sehen können, worauf sie sich einlassen, was ihre eigene Risikoeinschätzung vereinfacht, und damit die Entscheidung, wie weit sie sich einlassen wollen.

Es geht nicht ohne Risiko. Nie.
Die Frage ist, wie viel Risiko es uns wert ist.

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