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Namen

Ich wurde letztens gefragt, ob es - zumindest bei Menschen - so was wie wahren Namen gibt, wobei sich auf Kingkiller Chronicles bezogen wurde.
Wie man das von mir kennt, war meine Antwort nicht kurz und straight forward, wenn auch eindeutig und klar. Darüber hinaus treibt mich die Frage wirklich um, auch wenn ich eigentlich eine recht klare Meinung dazu habe.

An Namen wird immer so unheimlich viel Bedeutung geknüpft. Allerdings glaube ich nicht, dass Namen für Menschen so machtvoll sind, auch wenn es sich sicherlich leicht so anfühlt. Dinge und Menschen zu benennen ist unheimlich machtvoll, ja, aber vor allem, weil sich unser Umgang mit ihnen dadurch ändert.
Ich denke, wenn Namen auf diese Weise wie in Kingkiller Chronicles wichtig sind, dann definitiv nicht auf einer Ebene, die Menschen greifen können.

Was Namen aber machtvoll macht, in meinen Augen, ist die Bedeutung, die wir ihnen beimessen.
Namen sind Teil unserer Identität. Unseres Bewusstseins. Sie sind so wichtig für uns, weil wir uns darüber definieren. Weil sie schon zu uns gehörten, bevor wir uns selbst kennen lernen konnten. Weil Namen, unsere Namen, auch für unser Umfeld unheimlich wichtig sind, um zu definieren, worüber sich gerade unterhalten wird und dann eben das Bild des Benannten prägt.
Namen, mehr als andere Dinge - außer Gesichter vielleicht -, sind es, was wir als erstes von einem Menschen wissen, und worunter wir die Informationen dazu abspeichern. Namen sind quasi unsere Kategorisierungshilfen, unsere übergeordneten Stichpunkte.

Unsere Namen machen uns aber nicht aus. Sie zeigen Aspekte unseres Ichs und sagen deutlich mehr über den Menschen aus, der ihn vergeben hat, als über den Träger - und oft genug ist das nicht die selbe Person.
Namen bedeuten uns so viel, weil wir sie mit Bedeutung füllen. Weil wir die leere Hülle eines Namens mit Eigenschaften, Bildern und Erfahrungen füllen und es unwiderruflich miteinander verknüpfen, auch wenn es gar nicht zusammen gehört. Sie sind genau das, wozu wir sie machen. Entsprechend haben sie auch nur die Macht über uns, die wir ihnen geben.

Es ist gleichzeitig mehr und weniger, als wir denken.
Es ist mehr, weil unsere Namen Teil unserer Identität sind. Sie bilden ein Hilfsmittel, all unsere Ideen über uns selbst zusammen zu halten, sowohl für uns selbst als auch für andere.
Es ist weniger, weil unsere Namen uns nicht ausmachen, uns nicht definieren. Sie sind nur genau das, was wir aus ihnen machen.

Am Ende definieren wir unsere Namen, jeder für sich. Wir definieren sie selbst, und wenn wir es nicht tun, tun wir es, indem wir es andere tun lassen.
Wenn wir das vergessen, fühlt es sich oft an, als würden sie uns definieren. Aber nur, weil wir vergessen haben, dass wir sie selbst gefüllt haben und damit die Macht darüber haben, was darin ist.
Was wir damit machen, ist allein unsere Entscheidung.

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