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... aber [Mensch]!

"... aber [Mensch]!" ist so eines dieser Dinge, die ich in der letzten Zeit unheimlich oft gedacht (oder auch gesagt) habe. Und wie so oft mit solchen Dingen, hat es mich anfangs irritiert.
Warum? Weil es normalerweise im Anschluss an Dinge kommt, die ich ausschließe. Dinge, die mich so gar nicht reizen. Oder die ich zwar unglaublich interessant finde, aber trotzdem denke, dass es nicht sinnvoll ist, es zu tun. Kurz gesagt: Dinge, von denen ich bisher geglaubt habe, dass ich sie (besser) nicht tun werde (oder sollte). 

In den meisten Fällen ist das gar nicht mal ein "... aber mit [Mensch] mach ich das schon!", sondern mehr ein "... aber mit [Mensch] könnte ich mir das nochmal überlegen." oder "... aber mit [Mensch] kann ich mir das schon vorstellen."
Oder "... aber mit [Mensch] wird der Gedanke plötzlich interessant(er)..." und "... aber mit [Mensch] würde ich das tatsächlich doch ganz gern machen."

Nun hat es ja aber bestimmte Gründe, warum ich diese Dinge in eine Kiste getan habe, die "aber nur Kopfkino" heißt, oder "vielleicht lieber nicht", oder auch einfach "interessant, aber nee" bzw. "kein Interesse". Es ist irritierend, wenn jemand in dein Leben stolpert, und du dich selbst dabei ertappst, diese Dinge neu zu hinterfragen und v.a. dann teilweise auch aus diesen Kisten hervorholst. Oder auch nur mit einem "na, vielleicht ja doch.."-Sticker beklebst. Vor allem dann, wenn da plötzlich sehr viele von diesen Stickern rumschwirren, und ein paar Dinge auch in andere Kisten gewandert sind oder gar nicht mehr in Kisten sind, sondern sich frei bewegen können. 
Was es mir mal wieder zeigt ist, dass Dinge nicht so fest sind, wie sie sich manchmal anfühlen. Das ist etwas, das ich kenne, und mir wenig Sorge oder Angst macht. Es ist manchmal irritierend, aber gehört dazu. Vieles davon sind kleine Dinge, und wenn auch irgendwie irritierend, doch nichts weltbewegendes.
Zum Teil handelt es sich aber auch um Dinge, von denen ich mir ganz genau überlegt habe, wo ich sie einordne, und das nun neu hinterfragt und geändert wird - wegen eines Menschen. Das erschüttert die eigenen Grundfesten bisweilen, gerade wenn es Dinge sind, die man für wichtig hielt. Oder die immer noch wichtig sind - letztlich ist die ursprüngliche Einschätzung ja auch immer noch genauso vorhanden, nur nicht mehr ganz so klar und fest. Aber wenn so Dinge bzw. ihre Einordnung hinterfragt werden, die wichtig und identitätsstiftend sind, kann das sehr aus der Bahn werfen.

Was mich aber fast noch mehr irritiert, und dadurch irgendwie auch erschüttert, ist die Tatsache, dass es mich eben nicht erschüttert. Dass ich zur Kenntnis nehme, dass dem so ist, und mich selbst nochmal stärker hinterfrage, als ich das ohnehin schon tue. Aber es macht mir keine Angst. Es stellt meine Identität, meine Entscheidungen und auch mein Sein nicht in Frage. Es ist einfach so, wie es ist. Mag einfacher sein, weil es diesem Menschen mit mir ähnlich geht, aber ich denke, das ist nicht der einzige Grund.
Ich glaube, ich bin endlich an einem Punkt angekommen, wo ich mir selbst wirklich vertraue und weit genug in mir ruhe, dass ich, auch wenn sich Dinge wegen eines Menschen ändern, ich mir sicher sein kann, dass sie sich nicht für diesen Menschen ändern. Sich meine Bedürfnisse, Einschätzungen und Einstellungen also einfach, ganz natürlich, verändern mit dem, was mir im Außen begegnet.

Am Ende ist "... aber [Mensch]!" momentan tatsächlich ein Gedanke, den ich sehr gern habe, der mich erfreut und glücklich macht. Weil er von der Verbindung zeugt, die wir haben und etwas besonderes ist, ohne dabei bedrohlich zu werden. Weil es sehr liebevoll ist und dennoch nicht bedeutet, dass wirklich alles umgeworfen wird oder es passieren wird. Weil es auch Ausdruck von Vertrauen ist.

Ist das etwas besonderes? Ja. Aber es ist nicht das erste Mal, dass sich Einschätzungen ändern, weil ich auf einen neuen Menschen treffe. Es ist aber das erste Mal, dass es so bewusst passiert. Und vielleicht auch das erste Mal, dass es so umfangreich ist, ohne ungesund zu sein. 

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