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Sex and Gender

Oder auch Geschlecht und Geschlechtsidentität.
Für mich sind beides komische Konzepte, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Geschlecht kann ich zumindest noch in gewisser Weise nachvollziehen: Ausprägungen eines Körpers, auch wenn das gar nicht so eindeutig ist, wie es immer dargestellt wird und primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale definitiv auch nicht immer eindeutig sind. Warum das wichtig sein soll, erschließt sich mir nicht, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Und warum Menschen danach kategorisiert werden und das Unterschiede machen soll, ist mir auch unklar. Auch wenn mir bewusst ist, dass es zumindest kulturell bedingt sehr große Unterschiede gibt. Aber ob es die geben müsste? Da bin ich mir ganz und gar nicht sicher, auch wenn's gern so hingestellt wird.

Geschlechtsidentität kann ich tatsächlich noch weniger nachvollziehen. Es gab in meinem Leben mittlerweile einen kurzen Moment, in dem ich dachte "Oh, so fühlt sich "männlich" also an?".. aber ich weiß nicht, ob das nicht nur eine bescheuerte Kategorisierung war. Es war komisch und anders, als ich gewohnt war, aber wer weiß schon, was es war?
Grundsätzlich ordne ich mich genderfluid zu, weil ich kein Konzept von gender habe. Ich weiß nicht, was männlich oder weiblich sein soll, abgesehen vom sex (was ja selbst auch etwas schwammig ist). Wenn ich versuche, das Konzept zu verstehen, es mir erklären zu lassen, bekomme ich auch nur Rollenbilder oder diffuse Dinge, die ich nicht greifen kann. Am Ende läuft es für mich darauf hinaus, anzunehmen, dass es Menschen gibt, die ein Gefühl für ihr gender haben, und solche wie mich, die das nicht oder weniger haben. Ähnlich wie mit Liebe vermutlich - ein Konzept, das irgendwie bekannt ist, aber nicht erklärt werden kann.

Wenn ich von mir als genderfluid spreche, dann ist das deskriptiv. Ich habe, wie gesagt, kein Konzept für gender, und weiß nicht, wie sich männlich oder weiblich anfühlt. Gender und sex sind für mich persönlich auch einfach nicht identitätsstiftend. Es ist mir weder wichtig, was ich bin, noch was jemand anderes ist. Das Wer ist für mich deutlich interessanter. Dennoch weiß ich, dass ich nicht in die üblichen Kategorien passe, und mich, sowohl was Selbstpräsentation als auch Rollen angeht, hart an allen Seiten bediene, egal, in welche Schublade es gerade gehört. Es ist mir wichtig, nicht einfach als Frau gesehen zu werden, weil das einfach nicht stimmt. Es ist mir nicht überaus wichtig, und bei Fremden ist es mir herzlichst egal. Aber Menschen, die mir näher sind, sollten mich sehen - und dazu gehört eben auch, dass Konzepte von gender nicht wirklich passen, weswegen genderfluid sich für mich am passensten anfühlt. Ich bin nicht außerhalb der Rollen und Identitäten, aber ich passe auch in keine der Schubladen. Fluid fühlt sich passend an, weil mein Selbstbild nicht stabil oder konstant ist, sondern in ständiger Bewegung - nicht nur tageweise, sondern teilweise auch stundenweise. Und das mag ich - es fühlt sich gut an, nicht fest und klar umrissen zu sein.

Dennoch ist es mir auch wichtig, Menschen zu respektieren, für die das anders ist. Manchmal ist das unheimlich schwer, weil ich nicht weiß, wie sich das anfühlt. Und entsprechend auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Identität immer wieder in Frage gestellt oder gar negiert wird. Mir sind diese Dinge nicht bewusst, weil ich sie selbst nicht fühle.
Ich hoffe sehr, dass ich nicht aus Versehen, aus Unwissenheit, aus der Unmöglichkeit, es zu verstehen, Menschen verletzt habe und nie davon erfahren, weil es schlimm genug ist, das zu erfahren, und grässlich, Menschen dann auch noch aufklären zu müssen. Es ist mir wichtig, mich selbst zu informieren und es besser zu machen, denn mein Unverständnis und meine Unwissenheit sind keine Entschuldigung, das ist mir bewusst. Und nur, weil es für mich unwichtig ist und nicht identitätsstiftend, kann ich dennoch annehmen, dass es für andere ein essentieller Teil ihrer Persönlichkeit ist.
Ich glaube, wenn wir alle etwas mehr darauf achten, andere Menschen zu verstehen, selbst wenn es weit außerhalb unseres Erlebens liegt, kann es schnell zu einer besseren Welt werden. Mehr Respekt, mehr Fürsorge. Gerade sex und gender sind ein sehr schwieriges Thema, das sehr persönlich ist. Persönlich bin ich unheimlich dankbar, dass es für mich nicht wichtig ist, weil es einfach nur ein Teil meiner Selbst ist, das eben auch nicht passt - wie so vieles andere. Aber das bedeutet nicht, dass ich indifferent bin gegenüber den Kämpfen und Schmerzen derer, für die es eben wichtig ist. Es heißt nur, dass ich manche Dinge vielleicht nicht verstehen kann.

Am Ende frage ich mich dennoch: Was zur Hölle ist so wichtig daran, was für Geschlechtsteile jemand hat? Oder ob sein gender mit seinem sex übereinstimmt? Ob das überhaupt klar zu sagen ist, in einem oder beiden Aspekten?
Wir sind alle Menschen, und als Mensch wertvoll, unabhängig davon, welchem sex, welchem gender wir angehören, ob wir in Schubladen passen oder nicht. Wichtig wird es nur dann, wenn es für den Menschen wichtig ist - und dann doch am Ende auch nur, wenn man ihm näher ist. Ansonsten kann es doch nicht so schwer sein, Menschen einfach als Mensch zu sehen, nicht als Objekt, das gelabelt und in eine Schublade gesteckt werden muss. Das sollte der Mensch schon selbst und allein entscheiden können. Seine Identität allein kreieren und die Dinge labeln (oder auch nicht!), die für ihn wichtig sind. Warum ist es von Außen so unheimlich wichtig, überall Label dranzukleben, ohne sich den Menschen richtig anzusehen, ohne mit ihm zu sprechen?
Letztlich sind wir alle Menschen, und das sollte von Außen doch erstmal reichen, oder?

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