Direkt zum Hauptbereich

Sex Positivity

Ich bin heute über diesen Artikel gestolpert und auch wenn ich es irgendwie schon wusste, hat es mich doch etwas erschreckt, wie viel Sex Positivity als Begriff ausgenutzt wird, um Menschen zu Dingen zu zwingen, die sie nicht wollen.
Wie ein Begriff, der eigentlich etwas positives hervorbringen sollte und Selbstbestimmung stärken, indem Angst und Scham um das Thema Sex reduziert werden, nun die selben Mechanismen von Angst und Scham nutzen, um in die andere Richtung Druck und Zwang auszuüben.

Es erschreckt mich, und macht mich traurig, weil es immer wieder so wirkt, als würden Menschen nicht dazu lernen. Als seien sie ewig gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt, in der jeder genau so sein muss, wie sie ihn gerne hätten. Anstatt einfach anzunehmen, dass Menschen unterschiedlich sind und es einfach nichts gibt, das für jeden passt. Und das muss es auch nicht.

Wie ich es verstehe, und glaube, dass es gedacht war, ist, dass es bei dem Konzept von Sex Positivity darum geht, Menschen so anzunehmen und zu wertschätzen, wie sie sind. Egal, wie viel Sex sie haben wollen, oder welche Arten von Sex, oder ob das, was ihnen sexuelle Lust bereitet, etwas ist, das wir in diese Kategorie einsortieren würden oder nicht. Der wichtige Aspekt hierbei ist, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen - davor, dabei und danach. Dass es also ongoing consent gibt.
Dabei sollte man sich weder schämen müssen, wenn man viel Sex hat, oder viele wechselnde Sexualpartner, oder auf Praktiken steht, die sehr weit außerhalb des allgemein Anerkannten liegen, oder ob man nur sehr wenig, oder gar keinen, nur sehr spezifischen Sex oder nur mit bestimmten Menschen haben möchte.

Sex Positivity, nach meinem Verständnis, ist die Akzeptanz und das Annehmen von Menschen, vollkommen unabhängig davon, wie sie ihr Sexleben gestalten wollen, solange consent und Spaß bei allen Beteiligten vorhanden ist. Kein Mensch ist besser oder schlechter, nur weil er bestimmte Dinge mag oder nicht. Nur weil er Sex hat oder nicht. Das ist vollkommen egal.
Sex Positivity besagt, für mich, dass Menschen nicht mehr be- und verurteilt werden auf Grund ihrer Orientierung, ihren Vorlieben, ihren Entscheidungen.

Sie ist nicht dafür da, um Menschen zu Dingen zu zwingen, die sie nicht tun wollen. Sie ist nicht dafür da, um die Angst und Scham, welche Sex Negativity verbreitet, nun in die andere Richtung zu leiten. Sie ist nicht da, um Urteile fällen zu können. Es bedeutet nicht, immer mehr, schneller, toller, extremer werden zu müssen.

Es heißt, eigene Grenzen zu kennen und sowohl für die eigenen Bedürfnisse, als auch für die eigenen Grenzen einzustehen und sich nicht dafür schämen zu müssen. Niemand anderen dafür zu verurteilen, das selbe zu tun. Es bedeutet, Menschen dabei zu unterstützen, sie selbst zu sein und sich auszuleben, auch wenn es vielleicht nicht das richtige für einen selbst ist. Menschen ihr Mensch-Sein nicht abzusprechen, nur weil sie etwas tun, das man selbst nicht verstehen kann - egal, in welche Richtung das geht.
Asexualität und Abstinenz sind ebenso legitim und wertvoll, wie ein volles und reiches Sexleben oder extreme Fetische - und niemand sollte sich schlecht fühlen müssen, sich schämen, oder Hass ausgesetzt sein, nur weil er das anders handhabt.

Kommentare