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Schreiben

Schreiben war für mich schon immer wichtig. Zum ausdrücken, sortieren, bewusst werden. Für Klarheit und Erkenntnis. Ordnen. Ruhe zurückerlangen. Wichtiges Instrument, um mich selbst besser wahrzunehmen, mich klarer zu sehen, mich zu erkennen, mir näher zu kommen. Zu verstehen. Weniger das Außen, vielmehr das Innen.
Es war lange die einzige Möglichkeit, überhaupt in Kontakt mit mir selbst, meinen Gefühlen, meinen Bedürfnissen zu treten. Und auch heute erlange ich Klarheit oder Ruhe oftmals nur dann, wenn ich aufschreibe, was in mir vorgeht.

Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum ich blogge. Dinge aufschreiben liegt mir, ist essentiell für mich. Gedanken und Gefühle ordne ich immer noch am leichtesten in Schriftform. Und.. es ist auch leichter, andere daran teilhaben zu lassen, anstatt immer wieder zu versuchen, neue Worte zu finden. Zumal das schriftlich für mich so unglaublich viel einfacher ist.

Ich habe nie wirklich verstanden, warum es nötig sein soll, das vorher zu sortieren und mir zu überlegen, was ich wie schreiben will. Immer, wenn ich das versucht habe, kam am Ende verworrenes Zeug heraus. Weil mein Kopf so nicht funktioniert.
Stattdessen ist es für mich am einfachsten, es einfach fließen zu lassen. Mein Kopf sortiert schon vorher, wie es zusammen passt. Die Zusammenhänge werden erst beim Schreiben wirklich klar, dabei entsteht aber auch automatisch Struktur und ich habe keine Gedanken zu früheren Teilen hinzuzufügen. Es hat lange gedauert, bis ich realisiert habe, dass das nicht typisch ist.

Schreiben bringt mein ganzes Ich in Einklang.
Manchmal funktioniert das nicht, es sind zu viele unterschiedliche Töne, dann kann ich nicht schreiben. Das ist aber oft ein ungutes Zeichen.
Schreiben gibt der Flut von Gedanken und Gefühlen ein Ventil, lässt sie greifbar werden und gleichzeitig gibt es ihnen Raum, zu sein. Wahrgenommen zu werden, für sich selbst. Es gibt mir die Möglichkeit, Zusammenhänge zu erkennen, die mir ansonsten entgangen wären, weil es einfach zu viel ist.
Nicht schreiben zu können bedeutet, dass ich den Kontakt zu mir selbst verloren habe. Dass ich nicht ausreichend weit zu mir selbst komme, um diesen Einklang zu erlauben. Manchmal ist es zu still, als würde ich in einem leeren Raum sitzen. Manchmal ist es zu laut, als würden Millionen von Stimmen auf mich einschlagen.

Worte, winzige Worte auf Papier, waren die erste Möglichkeit für mich, mich überhaupt auszudrücken. Ich wusste oft erst, was ich geschrieben hatte, wenn ich es danach las.
Heute weiß ich beim Schreiben, was ich schreibe. Oft schon davor. Manchmal ist der ganze Text in meinem Kopf, lässt mich nicht in Ruhe, bevor ich ihn nicht zu Papier gebracht habe. Oder anderweitig festgehalten. Hält mich wach, bringt Unruhe mit sich. Weil es wichtig ist. Weil es raus muss.

Tatsächlich schreibe ich in erster Linie für mich. Ob nun auf Papier oder hier.
Aber gleichzeitig möchte ich auch gesehen werden. Teilhaben lassen. Ohne zu wissen, was das mit dem Lesenden macht. Letztlich ist das auch gar nicht so wichtig. Wenn ich in mich hineingreife und meine Essenz in diesem Moment in Worte fasse, sie in die Welt hinaustrage, was macht das dann mit dir, dem Lesenden? Mir.. tut es gut. Und wenn es nur ist, weil ich für mich mehr Klarheit habe, Ruhe finde. Aber die kleine Hoffnung bleibt.. dass da vielleicht eine kurze, fragile Verbindung entsteht, auch wenn sie gleich wieder in sich zusammenfällt. Vielleicht bleibt ein Teil von mir in dir zurück, ohne dass ich es je wissen werde. Vielleicht berühren meine Worte, meine Wahrheit etwas in dir. Und ist das nicht auch wertvoll?

Früher habe ich geschrieben, um Kontakt zu mir zu haben.
Ich denke, heute schreibe ich, um ein bisschen in die Welt zu kommen. Nicht nur mich zu berühren, sondern auch andere.

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