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Trauma und Consent

Mir ist wieder ein Artikel untergekommen, zu dem ich einige eigene Gedanken habe, dieses Mal von Tochter Kampfstrumpf. Darin erzählt sie von ihrer Erfahrung mit einem Consent Workshop, warum der für sie nicht funktioniert hat und was Trauma damit zu tun hat.

Menschen, die Trauma erlebt haben, brauchen da teils andere Dinge oder auch einfach nur mehr Raum oder Unterstützung. Vieles von dem, was sie schreibt, entspricht sehr meinen eigenen Erfahrungen. 

Als meine Sitznachbarin an der Reihe ist meinen Arm zu streicheln, fragt sie mich, ob das, was sie macht so in Ordnung ist, oder ich etwas anderes möchte. Ich kann die Frage nicht beantworten, horche in mich rein, atme tief ein und aus, schließe die Augen und öffne sie wieder. Ich finde keinen Zugang zu dem Gefühl und merke, wie ich davon gestresst werde.

Ist das in Ordnung? Möchtest du das gerade? Wie oft habe ich keine Antwort darauf, weiß nicht, was mir gerade gut tun würde. Weiß nicht mal, ob das Bedürfnis, wenn ich es denn endlich wahrnehme, nicht selbst auch eine trauma response ist. Jedes Mal muss ich das erst mühselig auseinanderstricken, mir genau ansehen. Oft vergehen dabei nicht nur Minuten, sondern Stunden. Manchmal Tage, gar Wochen. So eine Frage ist unglaublich oft unendlich schwer bis gar nicht zu beantworten. Oftmals sind da, wenn ich irgendwann ankomme, verschiedene Bedürfnisse.
Möchte ich gerade geknuddelt, gehalten werden? Ja. Ich möchte Nähe und Sicherheit. Aber auch Nein. Ich habe Angst, das zuzulassen, weil es gefährlich ist. Weil es keine Sicherheit gibt. Weil es gerade zu viel ist. Weil ich vielleicht zusammen breche. Weil ich mich nicht so verletzbar machen will. Weil ich nicht so ausgeliefert sein will. Lässt du mich einfach wieder los, wenn ich auch nur andeute, dass es reicht oder muss ich darum dann kämpfen? Kann ich einfach wieder raus, auch wenn ich jetzt ja sage? Bist du vielleicht böse, wenn mein Ja zu einem Nein wird? Ist es leichter, einfach nur jetzt Nein zu sagen, als mich dann mit all dem Rest zu befassen? Schaffe ich es, dann abzubrechen, dann noch nein zu sagen, wenn es mir zu viel wird? Wenn ich merke, dass ich doch nicht/nicht mehr möchte? Ist der Mensch safe genug, um dem Ja nachzugeben, all dem Nein zum Trotz? Bin ich mir da wirklich sicher? Kann ich meiner Einschätzung überhaupt vertrauen? Immerhin habe ich das schon früher gedacht und bin damit hart auf die Fresse gefallen.

Kurz zur Rekapitulation: Überhaupt so weit zu kommen, wahrzunehmen, was ich für Bedürfnisse habe, ist eine extreme Leistung. Ich durfte nie Bedürfnisse haben, musste mich immer zurücknehmen, Rücksicht nehmen. Die Wünsche von anderen waren immer wichtiger als meine Grundbedürfnisse. Überhaupt zu sehen, dass ich ein Bedürfnis habe, ist eine enorme Leistung. Zu sehen, dass es mehrere sind, die vielleicht sogar gegeneinander gelagert sind: fast unmöglich. Ohne Abstand auf keinen Fall zu schaffen. Und das bedeutet eben auch, dass ich das entweder schon vorher wissen muss, um damit umgehen zu können. Oder dass ich es erst mit Abstand im Rückblick überhaupt erfassen kann. 

Schritt 1 ist also das Wahrnehmen, dass da überhaupt etwas ist.
Schritt 2 ist, wahrzunehmen, was es ist. Welches Bedürfnis oder gar welche Bedürfnisse da sind.
Schritt 3 ist dann, zu erkennen, wie sie zusammen hängen. Gerade, wenn sie gegensätzlich sind, ist das unheimlich schwer - aber auch unheimlich wichtig.

Bis hierhin passiert das alles komplett introspektiv. Dabei ist zu beachten, dass das nicht einfach automatisch ausgelöst wird, wenn etwas passiert. Oftmals wird das erst ausgelöst, wenn ich gefragt werde, also von Außen ausgelöst. Oder wenn ich mich selbst frage, also von innen ausgelöst, was aber auch einen Auslöser im Außen braucht. Schließlich hinterfragt sich niemand in jeder einzelnen Sekunde, das ist gar nicht möglich. Wir wären nicht mehr handlungsfähig. Entsprechend merke ich in den meisten Fällen gar nicht, dass ich mich selbst fragen müsste, weil ich gelernt habe, dass ich keine Wahl habe und es schlimmer ist, wenn ich mich frage, ob ich das möchte, als wenn ich es einfach über mich ergehen lasse. Dieses automatische Warnsystem, das so viele Menschen zu haben scheinen, gibt es bei mir also einfach gar nicht.

Wie Tochter Kampfstrumpf sagte, ist die Frage nicht zu beantworten. Es kommt Druck auf, etwas zu sagen, weil mein Gegenüber auf eine Antwort wartet. Wenn ich Glück habe, komme ich so weit, dass ich merke, dass da etwas ist, aber spätestens Schritt 2 ist schon nicht mehr zu schaffen. Der Druck erhöht sich, ich bekomme Stress, was auch dazu führt, dass ich noch weniger von mir selbst wahrnehme und mehr im Außen bin. Ich fange an, nach einer Antwort zu suchen, anstatt zu versuchen, herauszufinden, was ist.

Ich soll also etwas kommunizieren, das ich nicht kommunizieren kann, weil ich keine Ahnung habe. Ich kann das nicht wahrnehmen. Was ich nun antworte, hängt viel an meinem Gegenüber. Denn um Schritte 1 bis 3 überhaupt in Betracht ziehen zu können, muss ich mich sicher fühlen. Ich muss meinem Gegenüber vertrauen und ich muss wissen, dass es okay ist, wenn ich keine Antwort habe. Oder wenn ich lange brauche, um zu einer zu kommen. Es darf kein Gefühl von Erwartung oder Druck vorhanden sein oder auch nur aufkommen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass alles, was ich sagen könnte, in Ordnung ist. Wenn irgendwas davon nicht passt, bin ich emotional und mental nicht in der Lage, überhaupt bei Schritt 1 anzukommen. Dazu kommt, dass es auch zunehmend schlechter wird, je schlechter meine psychische Verfassung ist. Heißt, wenn ich gerade getriggert bin, eine Panikattacke habe oder hatte, in einer Depression hänge, was auch immer, sind die Grundvoraussetzungen schon so schlecht, dass es kaum möglich ist. Je schlechter es mir geht, desto sicherer, vertrauter, besser muss die Bindung und die Kommunikationsgrundlage zu meinem Gegenüber sein, um Schritt 1 überhaupt möglich zu machen. 
Alternativ brauche ich extrem viel Abstand, Energie und vor allem auch Veranlassung, mir das anzusehen. Das kostet Zeit und ist anstrengend. Vor allem hilft es für die Situation an sich nicht mehr - und für zukünftige auch nicht, weil diese Dinge sich ständig ändern (können).

Meist nehme ich nur die Leere, den blinden Fleck und meinen Frust darüber wahr. Wenn ich einer Person vertraue, kann ich genau das äußern – aber es erfordert einen Schritt mich verletzlich zu zeigen und zu offenbaren, dass ich gerade etwas nicht kann, was für andere Menschen kein Problem darstellt. Nicht immer gelingt mir dieser Schritt.

Wie Tochter Kampfstrumpf auch kann ich das manchmal kommunizieren, wenn die Grundlage unserer Verbindung passt. Wenn es mir gut genug geht, um Worte dafür zu finden. Oftmals kann ich das nicht, weil es für mich schwer ist, das überhaupt richtig wahrzunehmen, geschweige denn auszudrücken.
Ich sagte weiter oben, dass ich in der Regel anfange, nach einer Antwort zu suchen, statt zu Schritt 1 zu kommen. Genau das gehört eben auch dazu.

Manchmal kann ich sagen, dass ich es nicht weiß. Das braucht unheimlich viel und zeugt davon, dass ich einen Menschen als sicher einschätze. Nicht nur grundsätzlich, sondern auch in dieser Situation. Ich verlasse mich darauf, nicht gedrängt zu werden und dass mir Zeit gelassen wird. Oder dass wir es versuchen und ich jederzeit unkompliziert abbrechen kann. Ich vertraue auch darauf, dass mein Gegenüber mich gut genug kennt, um mit mir zusammen die richtige Entscheidung zu treffen und auch danach weiter ein Auge darauf hat, ob sich das wirklich richtig anfühlt oder es Anzeichen gibt, dass mir das nicht gut tut. Dabei bin ich dann sehr hart ausgeliefert, zumal ich nie weiß, ob ich die Kraft haben werde, das dann abzubrechen, wenn es mir gerade nicht gut tut. Wenn ich sagen kann, dass ich es nicht weiß, bin ich darauf angewiesen, dass mein Gegenüber auch auf die Anzeichen achtet und abbricht, wenn ich es selbst nicht schaffe oder merke. Dass mein Gegenüber also aktiv Distanz schafft, wenn ich nicht ausreichend positiv reagiere, damit ich selbst dahin kommen kann.
Das ist eine enorme Belastung. Zum einen braucht es massives Vertrauen und bringt mich in eine sehr ausgelieferte, unsichere Position. Zum anderen ist es sehr viel emotionale Arbeit, die mein Gegenüber leisten (können) muss. 

Wenn ich sagen kann, dass ich es nicht weiß, habe ich all das in der Regel schon kommuniziert, oft auf einer Meta-Ebene, theoretisch und sehr sicher nicht so kondensiert, wie ich das hier tue (auch, weil mir vieles davon vorher noch nicht so klar gewesen ist). Aber wenn ich sage, dass ich es nicht weiß, bringe ich mich auch in eine Position, die enorm gefährlich für mich ist.

Nein zu sagen ist dagegen deutlich sicherer. Gleichzeitig erfordert es auch eine ähnlich sichere und stabile Grundlage. Ich muss sicher sein können, dass es safe ist, Nein zu sagen. Dass ich nicht dafür kämpfen muss, dass ich gehört werde. Dass es geschätzt wird - und dass mir meine Neigung, mich dafür zu entschuldigen, auch direkt wieder ausgeredet wird. Ich muss wissen, dass mein Gegenüber sich über mein Nein freut, auch wenn es nicht das ist, was es hören wollte. Weil es schätzt, dass ich für mich sorge und ein Nein unheimlich viel Kraft kostet. Diese Wertschätzung muss ich mir gewiss sein, damit ich Nein sagen kann. Sie muss nicht explizit sein, aber ich muss wissen, dass sie da ist. Und ich muss auch wissen, dass mein Nein nicht laut, deutlich und klar sein muss, um gehört zu werden.

Schritt 4 ist Kommunikation.
Schritt 4 baut nicht auf den Schritten 1 bis 3 auf, sondern ist etwas davon losgelöst. Manchmal brauche ich Schritt 4, um überhaupt bei Schritt 1 anzufangen. Manchmal endet es bei Schritt 4 auch einfach. Das kann auch Meta-Kommunikation sein, eben ein darüber reden, was die Frage / die Situation mit mir macht, ist aber eher unwahrscheinlich, weil ich so weit in der Situation meist gar nicht erst komme.

Ich suche also nach einer (angemessenen) Antwort. Ich spreche hier sehr bewusst von angemessen, denn je nachdem, wie die Verbindung zu meinem Gegenüber gelagert ist, kommt sehr vieles als Antwort nicht in Frage.

Vor der tatsächlichen Kommunikation geht es erstmal darum, zu entscheiden, was ich sagen kann. Wie viel ich sagen kann. In welcher Art und worauf ich achten muss. Zu beurteilen, wie sicher die Gesamtsituation gerade ist, wie sicher mein Gegenüber ist, wie sicher ich mit mir selbst bin. Habe ich überhaupt die Möglichkeit, eine Antwort zu finden? Also kann ich überhaupt ehrlich sein, wenn ich entscheide, dass es theoretisch möglich wäre (dass der Mensch und die Situation es erlauben)?
Es wird vielleicht nicht ganz klar, aber dieser Teil ist für mich wichtiger, als mein eigentliches Bedürfnis. Vom Gefühl her ist das hier potentiell entscheidend dafür, ob ich ohne größeren Schaden aus der Situation herauskomme oder nicht. Es ist also immer auch eine Abwägung, was mir weniger Schaden zufügen wird - nicht nur definitiv, sondern auch potentiell. 

Vieles davon passiert unbewusst und wird stark von früheren Erfahrungen (sowohl mit dieser als auch mit anderen Personen) beeinflusst. Da das unbewusst passiert, formt sich die Antwort in der Regel auch unbewusst und ich kann nicht einschätzen, wie echt sie ist. Im Normalfall hat Schritt 1 noch gar nicht begonnen, denn das funktioniert erst, wenn sicher ist, dass mein Gegenüber und die Situation sicher sind. Also frühstens, wenn Teile von Schritt 4 bereits abgeschlossen sind.
In der Regel weiß ich also nicht, welches Bedürfnis ich gerade habe, oder ob [die Sache] nun okay ist oder nicht. Ich weiß auch nicht, dass das passiert. Überprüfen kann ich erst im Rückblick, mit viel emotionalem Abstand.

In den meisten Fällen passiert also genau das, was Tochter Kampfstrumpf hier beschreibt:

Wenn ich auf „Was willst du gerade?“ nicht antworten konnte und mein Gegenüber die Situation nicht aufgelockert hat, habe ich stattdessen überlegt: Was will der Mensch, dass ich will? Was würden andere Menschen an meiner Stelle wollen?

Ich habe keine Antwort. Also brauche ich eine, die der Situation und dem Menschen angemessen ist. Ich stehe unter druck, suche nach einer Antwort und finde sie nicht in mir, sondern sammle sie mir zusammen. Weil ich gelernt habe, dass es schlimmer ist, mein eigenes Bedürfnis zu beachten, als dem Bedürfnis meines Gegenübers Folge zu leisten.
Eine angemessene Antwort ist im besten Fall eine, die dem anderen Menschen nicht vor den Kopf stößt, in die Situation passt und klar ist. Weil ich gelernt habe, dass schon allein das Wissen um ein Bedürfnis gefährlich ist und mir dieses Wissen darum in sehr vielen Fällen gar nicht erst erlaube, kann ich in der Regel nicht ehrlich darauf antworten. Nicht, ohne mich auch gleichzeitig in eine gefährliche Position zu manövrieren. Ich kann das auch nicht steuern oder entscheiden. Das passiert ganz allein in der Situation.

Wenn mein Bedürfnis sehr stark ist, dann merke ich es auch so. In dem Blogbeitrag wird eine Situation in einem Club erwähnt, wo ein Mann versucht, sie dazu zu überreden, mit ihm nach Hause zu fahren, um dort mit ihm und seinem Freund Sex zu haben. Ich kenne ähnliche Reaktionen. Kein richtiges Nein, aber der Versuch, Gründe zu finden, das nicht zu wollen. Meinem Gegenüber aber auch nicht klar Nein sagen zu können, weil das nicht sicher wäre. Anhaltspunkt hier ist tatsächlich aber auch, was andere Menschen in dieser Situation tun würden, was also angemessen ist. Mein Bedürfnis darf dann nicht als mein Bedürfnis geäußert werden und muss sich an Referenzwerten orientieren.
Damit komme ich aber immer mal wieder in die Situation, dass es nicht weiter geht. Öfter als mir lieb ist, kommt es dann dazu, dass die Situation für mich unlösbar wird und/oder ich keine Energie mehr habe, noch dagegen anzuhalten und von meinem Gegenüber einfach überrollt werde. Dann gehe ich vollkommen in meine trauma respone und lasse [die Sache] über mich ergehen, weil das leichter und sicherer ist, als würde ich Nein sagen.

Zumindest ist das, was ich gelernt habe. Weil das immer noch alles unbewusst passiert und mein Kopf mich auch aktiv davon abhält, das zu registrieren, um besser damit umgehen zu können und daran nicht immer wieder auf's Neue zu zerbrechen, ist es auch nur schwer möglich, das in der Situation zu erkennen. Meist kommt es erst deutlich danach, wenn ich wieder in einem sicheren Rahmen bin. Und oftmals ist es selbst dann nicht so wirklich der Fall.

Das tatsächliche Aussprechen ist dann auch schwierig, aber im Vergleich gar nicht mehr so viel. Die Frage ist eben auch immer, was ich dann tatsächlich sage(n kann). 

Ich kann durch Therapie lernen meine Bedürfnisse und Grenzen ernst zu nehmen. Aber die Gesellschaft muss lernen Consent ernst zu nehmen.

Ein großer Teil dessen, warum Grenzen setzen so unglaublich schwierig ist, ist, dass sie so unglaublich oft nicht einfach angenommen werden. Wie Tochter Kampfstrumpf schon sagt, wird das häufig nicht ernst genommen. In der Regel muss ich nicht nur überlegen, ob ich es schaffe, eine Grenze zu ziehen, sondern auch, ob ich es schaffe, sie zu verteidigen. Denn häufig fängt mein Gegenüber an, zu diskutieren oder versucht (aktiv oder passiv), mich umzustimmen. Oder es hat solche negativen Auswirkungen, entweder auf den Menschen selbst oder unsere Verbindung, dass ich mich nicht nur schuldig fühle, sondern gar hinterfrage, ob das nun wirklich notwendig gewesen ist. Ich muss mich dann also nicht nur vor meinem Gegenüber, sondern auch vor mir selbst rechtfertigen. 

Umso schöner, dass es in meinem persönlichen Umfeld eher die Tendenz gibt, sich für ein Nein beim anderen zu bedanken. Wie unglaublich wertvoll das ist - und auch immer wieder betont, dass es wirklich sicher ist, eine Grenze zu ziehen. Auch, wenn das manchmal doof ist. Aber wir bedanken uns ja nicht für die Grenze an sich, sondern dafür, dass der andere Mensch auf sich achtet. 

Am Ende ist Schritt 4 also losgelöst von den Schritten 1 bis 3. Gleichzeitig ist er recourse-mäßig immer wieder beteiligt, je nachdem, wie sicher ich mich mit meinem Gegenüber fühle und wie die Situation selbst aussieht.

Letztlich ist es auch gar nicht (mehr) verwunderlich, dass auch ich von der Frage "Was willst du gerade?" eigentlich immer überfordert bin:

Die schlimmste Frage, die mir ein*e Partner*in während einer Session stellen kann, ist: „Was willst du gerade?“ Das hat bislang immer nur dazu geführt, dass ich mich von meinen Bedürfnissen weiter entfremdet habe.

Natürlich bin ich davon überfordert und kann es nicht beantworten, weil ich mich selbst ja häufig nicht ausreichend wahrnehmen kann und mich die Frage zudem noch unter Druck setzt, eine Antwort zu geben. Und zwar jetzt und nicht erst in einer Stunde, morgen, oder gar erst in einer Woche. Mal davon abgesehen, dass sich das mit der Zeit durchaus ändern kann und nicht nach einer allgemeingültigen Aussage gefragt wird, sondern nach einer Momentaufnahme.

Zusammenfassend lässt sich vielleicht sagen, dass die einfachsten Sachen nicht für jeden Menschen einfach sind und es hilfreich ist, immer mal wieder andere Perspektiven einzunehmen. Außerdem sind von Trauma immer alle Lebensbereiche betroffen, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht aussieht. Letztlich ist consent auch nie so einfach, wie es manchmal klingt, weswegen umfassendere Aufklärung und sinnvolle(re) Schulungen essentiell wären - nicht nur für Menschen mit Trauma, sondern auch für andere, damit wir alle besser miteinander umgehen können.

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