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Fragen zum Tod

Ich habe in meinem Twitter-Feed einen Post gefunden, in dem es um den Tod geht und darum, dass er doch wichtiger Bestandteil des Lebens ist, wir uns aber immer wieder davor drücken, uns damit zu befassen. Darin wurden einige Fragen gestellt, um sich über das Thema mit Lieben zu unterhalten. Ich fand das gut und wollte das gerne einmal aus meiner Warte beantworten.

1. Hast du Angst vorm Tod?
Nein. Für mich ist der Tod Teil des Lebens und gehört dazu. Bei dem Gedanken daran, dass ich Menschen vielleicht das letzte Mal sehen könnte, wird mir schon mulmig und ich werde traurig. Aber es ist auch okay.. am Ende ist das, was wir geteilt haben, für mich unheimlich wertvoll - unabhängig davon, wie lange wir das noch teilen werden, ob ich oder der andere Mensch stirbt.
Heißt aber trotzdem nicht, dass ich gut darauf vorbereitet bin, oder es mich nicht mitnehmen würde, oder ich nicht dennoch hoffe, noch lange leben zu können, und auch meine Lieben noch lange in meinem Leben haben zu dürfen.
Ich sehe nur keinen Grund darin, Angst vor etwas zu haben, das vollkommen normal ist und dazu gehört, auch wenn es ein Ende bedeutet.

2. Hattest du Todesfälle in deinem Umfeld und wenn ja, welche haben dich besonders betroffen?
Einige.
Der, der mich am meisten berührt hat, war eine Freundin, die eine wichtige OP hatte und wusste, dass sie vielleicht nie wieder aufwachen wird. Sie hatte Abschiedsbriefe an ein paar von uns geschrieben, schon vorher, und ihre Mutter hat dafür gesorgt, dass wir sie erhalten. Obwohl wir uns nie gesehen haben. Bis heute ist das noch sehr wichtig für mich, und der Inhalt und diese Verbindung bedeutet mir unheimlich viel.
Am meisten Auswirkungen hatte der Tod meiner Oma väterlicherseits. Eigentlich weniger der Tod selbst, als der ganze Zeitraum dorthin. Sie hat sich sehr lange gequält, wollte auch schon sehr lange sterben, war aber nicht mehr in der Lage, das selbst zu übernehmen. Am Ende hat sie nur noch im Bett gelegen, konnte nichts mehr allein.. ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sie überhaupt noch viel mitbekommen hat, oder nicht einfach dissoziiert ist. Ihr Sterben war so schlimm für mich, dass ich erleichtert war, dass sie endlich sterben konnte, dass ich mich für sie gefreut habe.
Der letzte ist der meines Opas mütterlicherseits, weil ich mir lange die Schuld dafür gegeben habe, dass er gestorben ist. Er hatte Gelbsucht und ist erst sehr spät ins Krankenhaus gegangen. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, nicht mehr und öfter nachgefragt zu haben, als mir das aufgefallen ist, weil ich dachte, das hätte vielleicht dazu geführt, dass er eher gegangen wäre. Ich durfte mich nicht mehr von ihm verabschieden, nicht auf die Intensivstation, weil ich noch zu klein war.

3. Haben deine Eltern mit dir als Kind über den Tod gesprochen?
Ein bisschen.
Sie haben aber auch entschieden, dass wir noch zu jung für bestimmte Beerdigungen seien, was für mich sehr schwierig gewesen ist. Der Tod gehörte bei uns nie dazu, wurde ausgeklammert und verheimlicht, von uns Kindern ferngehalten. Das war für mich immer das schwierigste daran.. nicht teilhaben zu dürfen, ausgeschlossen zu sein, nicht fragen zu dürfen, nicht dabei zu sein. Am Ende nur ein Grab zu sehen, das nichts aussagt und nichts mit dem Menschen zu tun hat.

4. Hattest du als Kind Haustiere, die du beerdigt hast? Wenn ja, wie?
Erst sehr spät. Ich habe sie mit meinem damaligen Freund im Wald vergraben.

5. Haben deine Eltern Angst vorm Tod?
Ich weiß es nicht. So viel Kontakt habe ich mit meinen Eltern nicht, und Tod ist grundsätzlich kein Thema, über das gesprochen wird.

6. Was macht die Antwort aus Frage 5 mit dir?
Nichts.

7. Hast du Kinder? Wenn ja, hast du mit ihnen über den Tod gesprochen?
Nein.
Hätte ich welche, würde ich aber mit ihnen über den Tod sprechen und ihn als etwas Normales behandeln.

8. Wenn du mit deinen Kindern noch nicht über den Tod gesprochen hast: Was hält dich davon ab?
-

9. Wovor fürchtest du dich mehr: Dem Sterben oder dem Tod selbst?
Dem Sterben. Allerdings mehr dem Bewusstsein, dass ich nun sterbe, ohne etwas dagegen oder etwas dafür tun zu können.
Sterben ist, denke ich, das, was eigentlich schlimm ist. Gerade, wenn es nicht schnell geht. Noch mehr, je länger es sich hinauszieht. Ich hab gesehen, wie es ist, über Jahre zu sterben und keinen Einfluss darauf zu haben, was mit einem passiert. Das ist schrecklich. Der Tod selbst dagegen ist nichts, wovor ich mich fürchte.

10. Was gehört für dich zu einem guten Leben?
Ein positiver Ausblick. Wundervolle Menschen. Zufriedenheit und ein wenig Glücklich Sein. Das Bewusstsein, einen positiven Eindruck hinterlassen zu haben. Gar nicht in der Welt als Ganzes, aber im Kleinen - in anderen Menschen zum Beispiel.

11. Welche drei Dinge möchtest du erreicht oder erlebt haben, bevor du stirbst?
Das habe ich nicht.
Ich bin in meinem Leben unheimlich weit gekommen, durfte ungemein viel erleben. Wenn ich heute sterben würde, dann wäre ich dankbar und zufrieden mit dem, wo ich heute bin.

12. Wen wünschst du dir in den letzten Minuten deines Lebens bei dir?
Ich möchte niemandem antun, mir beim Sterben zusehen zu müssen. Oder mich gar zu begleiten. In den wenigsten Fällen handelt es sich um diese romantische Vorstellung, die letzten Worte an einen Menschen richten zu können und dann recht sanft abzutreten.

13. Stellst du dir den Tod eher männlich oder eher weiblich vor?
Meine persönliche Vorstellung vom Tod ist nicht personifiziert und hat auch kein Geschlecht. Die Frage ist für mich enorm seltsam.
Wenn ich eine Personifizierung des Todes brauche, finde ich Death von den Endless (Neil Gaiman) aber eine passende Darstellung.

14. Glaubst du an eine Art Leben nach dem Sterben?
Leben nach dem Sterben ist möglich, weil Sterben nicht unbedingt endgültig sein muss. Menschen können wiederbelebt werden, sind dann also gestorben und dennoch wieder lebendig. Die Fragestellung ist also nicht sinnvoll.
Bin ich der Meinung, es gibt ein Fortbestehen nach dem Tod? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht. Es gibt Dinge, die sich damit gut erklären ließen. Ob das wirklich Leben ist, weiß ich nicht.

15. Findest du Friedhöfe gruselig?
Nein. Aber auch nicht ansprechend oder schön.

16. Wie möchtest du mal bestattet werden?
Gar nicht.
Bestattungen finde ich anstrengend. Gerade, wenn es dann ein Grab gibt, um das sich auch noch irgendjemand kümmern muss. All diese Verpflichtungen und Anstrengungen - für eine leere, tote Hülle, die vergeht. So viel Drumherum für eine leere Hülle. Das hat mit mir nichts zu tun. Ich finde, jeder sollte sich so verabschieden können, wie es für ihn passt. Und es sollte keinen festen Platz geben, an dem man mich "besuchen" kann - mich gibt es dann nicht mehr. Mein Körper hält mich nicht mehr. Von mir übrig ist das, was die Menschen in sich tragen. Erinnerungen. Liebe. Die Dinge, die sie mit mir verbinden.
Die Vorstellung, dass meine Menschen vielleicht Knochen von mir behalten, ist allerdings eine irgendwie schöne Vorstellung.

17. Welche Musik möchtest du auf deiner Beerdigung gespielt haben?
Ich möchte nicht beerdigt werden.
Und mir ist vollkommen egal, was für Musik dort gespielt wird - ich werde davon nichts mitbekommen. Wichtig ist, dass es, wenn, für die Menschen passt, die dort sind. Das ist nichts für mich, sondern für die Hinterbliebenen.

18. Auf wie vielen Beerdigungen warst du schon?
Ein paar. Ist nicht meins, auch, weil ich das Ganze nicht wirklich verstehe und es sich nicht ehrlich anfühlt.

19. Machen dir Beerdigungen Angst oder ein seltsames Gefühl, und wenn ja, wieso?
Keine Angst. Ein seltsames Gefühl schon, eben weil es sich nicht ehrlich anfühlt. Weil es aufgesetzt wirkt und passiert, weil es eben so sein muss. Da kommen zum Teil Menschen zusammen, die seit Ewigkeiten nichts mehr mit dem Verstorbenen zu tun hatten, weil es sich so gehört. Weil sie ein Bild aufrecht erhalten müssen. Dann sind alle gezwungen nett und sagen positive Dinge über den Verstorbenen, selbst, wenn sie ihn nicht ausstehen konnten. Unehrlich, seltsam.. reine Verpflichtung.

20. Hast du schon Vorkehrungen getroffen für den “Fall der Fälle”? Also eine Vorsorgevollmacht abgeschlossen, eine Patientenverfügung vorbereitet, Bestattungsanweisungen festgehalten?
Nein.
Eine Patientenverfügung und ähnliche Dinge stehen an, allerdings in einem sehr anderen Zusammenhang. Da muss ich mich aber allgemein noch über Dinge informieren und das wird größer, daher steht das noch aus.
Bestattungsanweisungen werde ich nicht verfassen. Es ist mir egal, was dann mit meinem Körper passiert. Das müssen letztlich diejenigen entscheiden, die dann trauern müssen. Allerdings fände ich schön, wenn mein Körper am Ende noch etwas Sinnvolles beitragen könnte, bspw. in der Wissenschaft. Ich werde aber nicht bestimmen, was damit zu tun ist, weil, wie gesagt, nicht ich diejenige bin, die damit leben und umgehen können muss.

21. Wie fühlst du dich, wenn in Büchern oder Filmen jemand stirbt?
Das ist sehr unterschiedlich, kommt auf Situation, Charakter und Umstände an. Zwischen Indifferenz und starken emotionalen Reaktionen verschiedenster Art ist so ziemlich alles möglich.

22. Hast du das Gefühl, noch viel Zeit vor dir zu haben, um dein Leben zu gestalten?
Ich denke, es ist etwa so realistisch, dass ich morgen nicht mehr bin, wie dass ich noch sehr viele Jahre vor mir habe. Ich habe da kein Gefühl, wie viel Zeit das ist.
Mein Leben ist nicht danach ausgerichtet, morgen zu sterben. Es ist aber auch nicht danach ausgerichtet, noch viel Zeit vor mir zu haben. Es ist einfach, in diesem Moment. Wie viel es am Ende dann noch war, wird sich dann zeigen.

23. Gibt es Dinge, die du rückblickend in deinem Leben anders machen würdest?
Die Dinge, die ich erlebt habe, machen mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Es gibt ein paar Dinge, von denen ich gern mehr gewusst hätte, was es für Auswirkungen haben kann. Es gibt Dinge, die ich gern früher oder anders hätte machen wollen. Aber am Ende hab ich das getan, was ich in der Situation als richtig empfunden habe, was ich tun konnte, was mir möglich war. Das ist nicht nur gut genug, das macht mich auch zu mir. All meine Erfahrungen sind wichtig für den Menschen, der ich heute bin. Und auch wenn ein paar Dinge aus heutiger Sicht vielleicht hätten besser oder schneller oder einfacher sein können, heißt das nicht, dass das zu früheren Zeitpunkten wirklich so war. Oder dass ich das hätte leisten können. Oder dass es sinnvoll gewesen wäre.
Am Ende bin ich dankbar für den Menschen, der ich heute bin. Und das liegt zu einem sehr großen Teil an den Erfahrungen, die ich gemacht habe, und den Entscheidungen, die ich getroffen habe. Und vieles davon ist mir eben auch nur klar geworden, weil ich das so erlebt habe, wie es kam.
Also nein.. ich denke, ich würde es nicht anders machen. Es gibt keinen Punkt, von dem ich sage, da will ich hin und es anders tun. Es gibt Momente, von denen ich mir wünsche, schon in der Lage gewesen zu sein, anders damit umgehen zu können - aber das war eben nicht so, und zurückgehen, um es zu ändern würde ich nicht.

24. Wie oft sagst du den wichtigen Menschen in deinem Leben (Partnerschaft, Familie, Freunde) anlasslos, was sie dir bedeuten?
Diese Dinge sind nie ohne Anlass. Auch wenn sie nichts tun, kein bestimmter Tag ist oder ähnliches, ist es nicht ohne Anlass. Es gibt immer etwas, das mich an den Menschen erinnert, das mich dazu bringt, das gerade ausdrücken zu wollen. Ein Bild, ein Eindruck, die Tatsache, dass ich gerade einem anderen Menschen von diesem Menschen vorschwärme oder vorgeschwärmt habe und es teilen möchte, ...
Ansonsten kommt es etwas auf den Menschen, unsere Verbindung und noch andere Dinge an. Ich höre aber häufiger, dass ich wohl gar nicht so schlecht darin bin, Menschen zu vermitteln, wie wichtig sie mir sind, was sie mir bedeuten, wie dankbar ich für ihre Anwesenheit in meinem Leben bin.

25. Findest du, du könntest das öfter machen? Wenn ja, was hat dich bisher davon abgehalten?
Es geht immer noch mehr. Das bedeutet aber nicht, dass es auch immer passend oder richtig ist. Oder sich sicher anfühlt, das zu tun.
Es braucht viel Verletzlichkeit und Mut, diese Dinge zu sagen. Es braucht auch die Fähigkeit, diese Dinge in Worte zu fassen. Das wiederum setzt voraus, dass es in diesem Moment bewusst genug ist. Alles weder einfach noch selbstverständlich.
Ich versuche, es auf einem Level von Kontinuität zu tun, dass Menschen sich bewusst sind, wie ich zu ihnen stehe, in einem Maß, dass für unsere Verbindung passt.

26. Was denkst du über Sterbehilfe?
Dazu gibt es einen eigenen Blogpost.

27. Gäbe es Szenarien, bei denen du dir so etwas [Sterbehilfe] für dich vorstellen könntest?
Auf jeden Fall.

28. Wenn sich ein dir nahestehender Mensch für Sterbehilfe entscheiden würde, könntest du das verstehen? Und verzeihen?
Es ist so ein unglaublich anmaßendes, überhebliches und arschiges mindset, das dabei von Verzeihen spricht. Wer zur Hölle erlaubt und erdreistet sich, es einem anderen Menschen übel zu nehmen und ihm böse zu sein, sein eigenes Leiden beenden zu wollen und damit dann effektiv für sich zu sorgen? Wie unheimlich egozentrisch muss man sein, um seine eigenen Bedürfnisse, sein eigenes "Ich will ohne diesen Menschen aber nicht leben müssen!" über dessen Leiden, über dessen Erleichterung, dessen Wohlergehen zu stellen?
Mal davon abgesehen, dass es Sterbehilfe niemals "einfach so" geben wird, das nie "nur aus einer Laune heraus" passieren wird, also immer schwerwiegende und nachvollziehbare Gründe hat, und wir, verdammt nochmal, Tieren ihren Tod erleichtern, weil wir sie nicht leiden sehen wollen und können.. und dann verweigern wir es einem Menschen? Weil ein Mensch bis zum Ende leiden muss? Wofür? Das ist absoluter bullshit.
1. Ja, ich könnte es verstehen und es wäre vollkommen in Ordnung.
2. Es gäbe nichts zu verzeihen.

Auch Suizid würde ich niemals jemandem vorwerfen, auch wenn es schrecklich und traurig ist, dass ein Mensch den Tod als einzigen Ausweg sieht. Sterbehilfe heißt ja auch, dass alles sinnvolle ausgelotet wurde und man dem Menschen nicht mehr helfen (sinnvoll) helfen kann, das ist immerhin mit ärztlicher Hilfe, was bedeutet, dass sie das sonst gar nicht dürften. Einem Menschen vorzuwerfen, den Tod zu wählen, weil er dies als einzigen Ausweg aus seiner Situation sieht, ist egozentrisch, eigennützig, erbarmungslos, kaltherzig und ohne Mitgefühl für das Leid dieses Menschen. Ich verstehe, dass das weh tut und schrecklich ist - aber nicht, dass man jemanden dafür verurteilen kann, dass man überhaupt nach Verzeihen fragen kann, dass überhaupt die Möglichkeit besteht, dass Verzeihen nötig wird.
Menschen scheinen dabei zu vergessen, wie groß das Leid eines Menschen sein muss, um sich für den Tod zu entscheiden.

29. Gab es schon einmal eine Situation in deinem Leben, in der du dachtest “jetzt sterbe ich”? Hat dich das verändert?
Einige.
Allerdings ist es für mich nicht möglich, zu sagen, ob und wie weit mich das verändert hat. Es hat zumindest auch Einfluss auf mich und meine Entwicklung gehabt, aber wie stark und wie viel ist unklar.

30. Was für eine Art Sterben wünschst du dir?
Ein schnelles. Ruhig wäre auch schön, aber optional.

31. Was denkst du über Hospize?
Ich habe da keine klare Meinung. Tatsächlich denke ich, dass es prinzipiell schon eine gute Sache ist, aber nicht in der Form, wie es in der Regel umgesetzt ist. Einfach, weil das Personal unterbezahlt und unterbesetzt ist und es so überhaupt nicht möglich ist, sich angemessen um die Menschen zu kümmern.

32. Könntest du dir vorstellen, Menschen in einem Hospiz ehrenamtlich zu begleiten? Wenn ja: Was interessiert dich hier besonders? Wenn nein: Was schreckt dich ab?
Nein.
Tatsächlich sind mir die Bedingungen dort zu belastend, ich glaube nicht, dass ich damit wirklich zurecht kommen würde. Darüber hinaus ist mein eigenes Leben zu voll, als dass ich das noch leisten könnte.
Ich bewundere aber jene Menschen, die das tun und denke, dass sie eine große und wertvolle Leistung bringen. Alles in allem denke ich aber auch, dass diese Arbeit deutlich mehr geschätzt werden und auch belohnt werden sollte. Darüber hinaus auch die Bedingungen enorm verbesserungswürdig sind, sowohl für die Betreuenden als auch für die Betreuten.

33. Welcher Promi-Todesfall hat dich besonders betroffen?
Ich bin von Promi-Todesfällen nicht sehr betroffen, finde es aber immer wieder traurig und erschreckend zu sehen, dass gerade jene Menschen, die versuchen, Freude in das Leben anderer zu bringen, mit ihrem eigenen Leben nicht zurecht kommen und daraus flüchten.

34. Gab es in Filmen mal Szenen, wo du dachtest: Das ist ein schöner Tod?
Was zur Hölle ist das für eine Frage? Ich kann sie nicht beantworten und habe ein absolut widerliches Gefühl dabei. Vielleicht, weil diese Kategorisierung von Tod für mich schwierig ist.

35. Wenn du nach dem Tod ein Geist wärst: Wen würdest du heimsuchen? Jemanden den du magst, um ihm noch einmal nahe zu sein oder eher jemandem, an dem du dich rächen möchtest?
Ich würde mich nicht rächen wollen. Wofür?
Ob ich aber überhaupt jemanden "heimsuchen" würde, ist fraglich. Am Ende macht es das für die Hinterbliebenen, von denen ich möchte, dass es ihnen gut geht, vielleicht nur noch schlimmer. Dabei sollte es nicht darum gehen, was für mich passt, sondern darum, dass es den Menschen, die damit weiterleben müssen, möglichst gut geht, dass sie das möglichst gut verarbeiten können.

36. Was soll auf deinem Grabstein stehen?
Ich will keinen haben.
Wenn ich einen bekommen soll, dann müssen sich das diejenigen überlegen, die einen hinstellen.

37. Wärst du gerne unsterblich?
Ambivalent.
Auf der einen Seite wäre es unheimlich cool, so viel Zeit zu haben, um Dinge zu lernen und Erkenntnisse zu gewinnen, Forschung weiterzutreiben und nach einiger Zeit auch die Möglichkeit zu haben, das einfach zu tun.
Auf der anderen Seite wäre es auch ein sehr einsames Leben. Entweder, ich sehe ständig wieder mir lieben Menschen beim Sterben zu, oder ich lasse niemanden mehr an mich heran.
Darüber hinaus ergibt Unsterblichkeit nur dann wirklich Sinn, wenn der Alterungsprozess aufgehoben wird. Ansonsten kann ich nicht sterben, bin irgendwann aber auch nicht mehr in der Lage, zu leben.
Abgesehen von diesen Dingen ist Unsterblichkeit aber auch etwas, das vermutlich in Kontakt mit Menschen eher undankbar ist. Menschen haben Angst vor den Dingen, die sie nicht verstehen, was oft in Hass und Verfolgung endet. In dem Versuch, das nicht zu erleben, müsste ich also beständig dabei sein, Abstand zu halten, Wohnorte zu wechseln, nicht aufzufallen. Es wird schwieriger, eigene Forschungen etc. weiterzuführen, wenn man ständig auch darauf achten muss, nicht aufzufallen und unentdeckt zu bleiben. Ständig auf der Flucht zu sein, aus Angst vor Entdeckung, ob nun sehr aktiv oder auch nur ein bisschen, ist unheimlich stressig und psychisch belastend. Das wird mit der Zeit sicher nicht besser, v.a. wenn man bedenkt, dass man auch eher mit niemandem darüber sprechen kann und selbst wenn, niemand das nachvollziehen kann.
Darüber hinaus denke ich auch, dass es irgendwann schwierig wird, die fortschreitenden Entwicklungen mitzuverfolgen und sich ausreichend anzupassen und damit umzugehen. Veränderung wird zunehmend schneller. Es ist heute schon sichtbar, dass Menschen, die aus anderen Zeiten kommen, mehr Schwierigkeiten haben, sich immer weiter und wieder an die neuen Veränderungen anzupassen und mitzugehen. Ich bin nicht sicher, wie weit das möglich ist, wenn man unsterblich ist, auch wenn es natürlich toll wäre, einfach davon auszugehen.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob das Leben durch die eintretende Einsamkeit (Veränderung, keine nahen / engen Verbindungen, und wenn nur solche, die nicht lange halten im Vergleich zur eigenen Existenz) nicht eher eine Last werden würde und Lernen / Forschen als Zeitvertreib wirklich sinnvoll und machbar wäre, für mich. Oder ob diese Dinge mir nicht doch so sehr zusetzen würden, dass ich damit am Ende nicht zurecht käme und irgendwo zwischen starken Depressionen und Langeweile enden würde.

38. Welche drei Gegenstände würdest du gerne mit ins Grab nehmen wollen?
Ich wüsste nichts, was ich dort bräuchte.

39. Wobei fühlst du dich besonders lebendig?
In anregenden Unterhaltungen, die in die Tiefe gehen.
Wenn ich mich und meine Emotionen spüren kann, sie zulassen kann, und mich ihnen hingebe, ohne mich davon überrollen zu lassen.
In der Nähe von mir lieben Menschen. Verletzlich. So sicher, wie es geht.
Wenn mir bewusst wird, wie fragil mein Leben ist, und dass ich dennoch hier bin. Immer noch.

40. Und was macht dich glücklich?
Die Nähe zu mir lieben Menschen.
Anregende, tiefreichende Unterhaltungen.
Mich fallen lassen zu können. Das Gefühl von Sicherheit.
Das Wissen, all diese wundervollen Menschen in meinem Leben zu haben und die Erkenntnis, welch Privileg das ist.
Gesehen und gehört zu werden. Geliebt zu werden.
Ich selbst zu sein, vollkommen, und das Beste daraus zu machen.
Anerkennung.

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